Currywurst Schärfegrade
Nichts für schwache Geschmacksnerven: Die Schärfegrade der Currywurstsauce
Nicht nur in der Hauptstadt Berlin, die gerne als Heimat der Currywurst bezeichnet wird, sondern auch in anderen Regionen Deutschlands, vor allem im Ruhrgebiet, ist die Currywurst als deftiger Imbiss für unterwegs sehr beliebt. Serviert mit Pommes Frites und einer aromatisch-fruchtigen Sauce, zählt die Currywurst zu einer der favorisierten Fast Food Snacks in unseren Landen.
Die Sauce machts!
Unabdinglich für eine perfekte Currywurst ist vor allem die Sauce. Da diese eine der wichtigsten Geschmackskomponenten ausmacht, halten viele deutsche Currywurst Buden ihr individuelles Rezept geheim. Angerührt aus Tomaten, Curry und verschiedenen Gewürzen, wird die Sauce in vielen Imbissen auch in verschiedenen Schärfegraden angeboten. Gemessen wird die Schärfe der Currywurstsauce dabei an der Scoville-Skala – eine Bemessungsskala zur Abschätzung der Schärfe von Paprikapflanzen. Entwickelt vom Pharmakologen Wilbur L. Scoville bemisst der Schärfe-Test den Anteil des in der Paprikapflanze enthaltenen Capsaicin, das für die Reizung der Schleimhäute und Schmerzrezeptoren zuständig ist. Scoville verdünnte verschiedene Chili Sorten mit Zuckerwasser und ließ in Experimenten testen, ab wann die Versuchspersonen keine Schärfe mehr schmeckten. Diesen Verdünnungsfaktor bezeichnete er dann als „Scoville-Einheit“. Eine Chilischote, die nicht scharf ist, erhält die Einheit 0. Bei sehr scharfen Chilisorten, wie z.B. Habaneros, kann die Scoville-Einheit auch bei 1.000 oder mehr liegen.
Schärfegrade in Scoville-Einheiten:
0 | keine Schärfe (kein Capsaicin enthalten) |
0–10 | normale Gemüsepaprika |
~16 | durchschnittliche untere Wahrnehmungsschwelle für Schärfe |
100 – 500 | Peperoni |
1.000 – 10.000 | Sambal |
2.500 – 5.000 | Tabasco Soße |
2.500 – 8.000 | Jalapeño-Chili |
30.000 – 50.000 | reiner Cayennepfeffer |
50.000 – 100.000 | Piri-piri Schoten |
100.000 – 350.000 | Habaneros |
577.000 | Habanero-Züchtung Red Savina (angebliche Messung) |
~800.000 | Kehlenschneider (Chilischnaps mit 80 Vol% Alkohol) |
855.000 | angebliche Messung bei der Sorte „Indian PC-1“ |
923.000 | angebliche Messung bei der Sorte Dorset Naga |
1.000.000 | Messung bei der Sorte Bhut Jolokia |
1.400.000 | Messung bei der Sorte Trinidad Scorpion Butch Taylor |
2.000.000 | Messung bei der Sorte Trinidad Moruga Scorpion |
2.000.000 | gewöhnliches Pfefferspray |
5.300.000 | schärfstes im freien Handel erhältliches Pfefferspray (Herstellerangabe) |
7.100.000 | The Source, schärfste Chilisauce der Welt |
15.000.000+ | reines Capsaicin in kristalliner Form |
Nichts für Weicheier: Die Currywurst Scoville Meisterschaft
Ganz hartgesottene Currywurstfans ermitteln bei sogenannten Scoville Meisterschaften, wie scharf Mann oder Frau essen können und wer am Ende als Sieger das Lokal verlässt. Solche Wettessen gibt es mittlerweile in vielen Städten Deutschlands. Zudem finden einmal im Jahr die Deutschen Meisterschaften im Schärfewettessen statt. 2013 traten 10 Mannschaften aus Norddeutschland und Berlin in elf Runden gegeneinander an. In den meisten Fällen sind die Wettessen aber auf fünf Gänge verteilt, die relativ harmlos beginnen und mit einer Sauce, die oftmals 4 Millionen Scoville bemisst, enden. Die malträtierten Gaumen dürfen zwischendurch jedoch mit Wasser und Toastbrot „abgelöscht“ werden. Bis zum bitteren Ende halten allerdings nur die Wenigstens durch. Meistens beenden 75 Prozent der Teilnehmer vorab den Contest, da sie aufgrund stark tränender Augen oder Erbrechen abbrechen müssen.
Nicht selten müssen auch Rettungssanitäter gerufen werden, da die ungewohnte Schärfe zu Übelkeit, Kreislaufschwäche, Schwindel und Durchfall führt. Das Spiel mit der Schärfe ist also nicht ganz ungefährlich. Vor allem Menschen, die schon im Alltag mit Bluthochdruck, Herzbeschwerden oder Magenproblemen zu kämpfen haben, sollten auf gar keinen Fall an derartigen Veranstaltungen teilnehmen. Der Verzehr derart scharfer Speisen kann im schlimmsten Fall für sie tödlich enden. Die Veranstalter der Wettessen lassen aus diesem Grund jeden Teilnehmer schriftlich fixieren, das er im Falle des Contest auf eigene Gefahr handelt und für gesundheitliche Schäden keine Haftung übernommen wird.
Erste Maßnahmen bei zu viel Schärfe
Es ist passiert: Sie haben sich ausnahmsweise an eine zu scharfe Currwurstsauce gewagt und nun brennt es in Ihrem Mund wie Feuer? Dann sollten Sie sich am besten ein Glas Milch oder Kakao bringen lassen. Alternativ geht auch ein Becher Joghurt oder ein Stück Käse. Das in diesen Produkten enthaltene Milchfett löst das schmerzauslösende Capsaicin auf und mindert damit das Brennen in Mund und Rachen. Auch eine Scheibe trockenes Brot kann bei der Schmerzlinderung helfen. Der Speichel, der beim Kauen freigesetzt wird und die Kohlenhydrate des Brotes binden das Capsaicin an sich und führen damit zu einer relativ raschen Besserung.
Mit wie viel Schärfe Sie ihre Currywurstsauce genießen möchten oder ertragen können, hängt sowieso von ihrem individuellen Schärfeempfinden ab. Männer vertragen übrigens oft mehr als Frauen. Und schlussendlich gilt: Scharfe Lebensmittel sind in gemäßigtem Maße gesund, da sie den Stoffwechsel anregen, eine antibakterielle Wirkung haben und unseren Körper Endorphine ausschütten lassen. Wissenschaftler reden deshalb auch gerne vom „Pepper High Effect“, der uns entspannt und glücklich macht. Genießen Sie also ihre scharfe Currywurst.